Rundgang
Gesellschaft
Religion
Unter Besatzung
Die Mauer

 

 

Beit Jala   
Beit Jala ist eine kleine Stadt mit 16.000 Einwohnern. Beit Jala ist zwei Kilometer von Bethlehem entfernt und liegt am Hang des „Al Ras“ Hügels. Talitha Kumi selbst befindet sich am Stadtrand auf der Kuppe des „Al Ras“-Hügels. Vom Schulgelände hat man daher einen schönen Blick über Beit Jala und Bethlehem.
Der alte Ortskern von Beit Jala wurde vor einigen Jahren wieder restauriert und lohnt einer Besichtigung. Hier finden sich auch die beiden orthodoxen Kirchen St. Nicola und St. Mary, welche auch Besuchern offenstehen. Die lutheranische Kirche befindet sich etwa fünf Minuten vom Stadtkern entfernt. Angeschlossen an diese ist das Gästehaus „Abrahams Herberge“.
In Beit Jala finden sich auch viele kirchliche Einrichtungen. Neben der Talitha Kumi Schule sei hier die „Arabische Gesellschaft für Rehabilitation“, das katholische Priesterseminar und das Kloster „Kremisan“ erwähnt.
Die inoffizielle Sprache Beit Jalas ist spanisch, da viele Bewohner nach Lateinamerika ausgewandert sind und so enge Verbindungen dorthin bestehen.
 
 
 
Gesellschaft und Kultur    "Top of Page"
Die traditionelle palästinensische Gesellschaft stützt sich auf die Großfamilie, welche die einzelnen Familienmitglieder sozial und ökonomisch unterstützt. Grund und Boden sind die Basis für die Existenz und Identität dieser ländlich geprägten Bevölkerung. Die Kleinfamilie oder der Einzelne als Individuum haben hier fast keine Bedeutung.
Aber auch in Beit Jala verändern sich die traditionellen Lebensweisen: Ausgewanderte Familienmitglieder oder das Satellitenfernsehen bringen westliche Lebensweisen in die Stadt. Auch wenn viele Menschen in Beit Jala scheinbar ein westliches Leben führen, sie sind noch immer ihrer Tradition verbunden.
 Viel stärker als durch „Den Westen“ jedoch wurden die althergebrachten Sozialstrukturen durch die israelische Besatzung zerstört.
Die Basis für die traditionelle Familienstruktur, der Landbesitz, wurde durch Vertreibung und Landenteignung seitens der Israelis zerstört. Eine der wenigen Möglichkeiten für die nun landlosen Bauern war die Arbeit als Tagelöhner in Israel. Jedoch dürfen seit einigen Jahren nur wenige Palästinenser aus der Westbank nach Israel zum Arbeiten einreisen. Dementsprechend hoch ist die Arbeitslosigkeit in der Westbank. Die Männer verloren so nicht nur ihr Land, ihre Arbeit, sonndern auch ihren Status als Ernährer der Familie.
 
 

Religion    "Top of Page"

In Palästina (Westbank und Gaza) sind 98% der Bewohner Muslime und 2% Christen. Die hier lebenden Christen sehen sich so als Minderheit in einem muslimisch geprägten Umfeld. Dabei überwiegt die seit Jahrhunderten bestehende Nachbarschaft. Nicht nur die Talitha Kumi Schule, sondern auch viele arabische Kirchengemeinden pflegen offizielle Kontakte zu muslimischen Organisationen.
Die Christen leben hauptsächlich sich Ramallah, Jerusalem und in Beit Jala, Beit Sahour und Bethlehem.
Die palästinensische Christenheit ist zum großen Teil Nachfolger der ersten christlichen Gemeinden vor 2000 Jahren. Die Mehrheit bekennt sich zur griechisch- orthodoxen Kirche oder zum Katholizismus.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die protestantische Mission unter den Juden und Muslimen im damaligen Palästina ein. Da sich aber Juden und Muslime als resistent gegenüber der Mission erwiesen, wandten sich die Missionare den orthodoxen Christen zu. Die heutigen etwa 3000 lutheranischen Palästinenser sind so die Nachkommen der von der Orthodoxie konvertierten Christen. Sie sind in der ELCJ (Evangelical Lutheran Church of Jordan) in arabischsprachigen Gemeinden organisiert.
Die Anzahl der Christen nimmt seit Jahrzehnten ab, denn aufgrund der Besatzung und des Mangels an Arbeitsplätzen wandern viele der überdurchschnittlich qualifizierten Christen aus, vor allem in die westliche Welt. Viele einheimische Christen befürchten daher, dass bald fast keine Christen mehr im heiligen Land leben werden. Die dann verbliebenen Christen bilden dann nur noch die Touristenattraktion im „Holy Disneyland“.

 

 
 

Besatzung    "Top of Page"

Die seit 1967 bestehende Besetzung der Westbank greift in praktisch alle Lebensbereiche der Menschen in Beit Jala ein und schuf einen Zustand weitgehender Rechtlosigkeit. Viele Bauern verloren ihre Erwerbsgrundlage durch Landenteignungen. Die in der Nachbarschaft liegende israelische Siedlung Gilo wurde so auf von Palästinensern beschlagnahmen Land gebaut.
Von ihrem wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Zentrum Ostjerusalem sind sie durch die Abriegelung der Westbank abgeschnitten. Wer nach Jerusalem will, sei es um zu arbeiten oder wegen eines Krankenhausbesuches, der muss eine Einreiseerlaubnis bei einer israelischen Behörde beantragen. Aber nur wenige erhalten diese. Mit Fahrzeugen kann Beit Jala nur auf wenigen Straßen verlassen werden, da die Mehrzahl der Ausfallstrassen vom israelischen Militär blockiert wurden. Kontrollen, Blockaden und lange Wartezeiten an den Kontrollpunkten der Armee gehören so zum Alltag der Palästinenser. Sie sind praktisch Gefangene im eigenen Land.
Die israelischen Siedler in der Westbank unterliegen diesen Einschränkungen nicht, sie können sich ungehindert bewegen und reisen.
 
 
 

Die Mauer    "Top of Page"

Seit dem Jahr 2002 baut die israelische Regierung in der Westbank eine Sperranlage, die zum Teil aus einer acht Meter hohen Betonmauer besteht. Andere Teile der Sperranlage So wie die Barriere geplant ist, wird sie Bauern von ihrem Land trennen, Touristen vom Besuch Bethlehems abhalten, Dörfer voneinander isolieren und die Region Bethlehem in ein Ghetto verwandeln.
Israel begründet den Bau der Mauer mit dem Argument der Sicherheit und der Notwendigkeit der Abtrennung von den Palästinensern. Jedoch verläuft die Mauer nicht an der Grenze zur Westbank, sondern sie schneidet tief in die Westbank hinein. Auch ist diese Abtrennung einseitig, denn israelische Siedler können weiterhin diese Barriere frei passieren.
 
Die Mauer wird vielleicht unmittelbar einige Leben retten, jedoch legt diese auf Dauer die Basis für mehr Blutvergießen und Gewalt.