Im Internat leben rund 50 Mädchen in sechs Gruppen, von denen jede eine sog. Gruppenmutter hat. Die Mädchen sind zwischen 6 und 18 Jahre alt. Die Mädchen von den Klassenstufen 1 bis 7 bilden drei Gruppen, die von Klasse 8 bis 11 zwei und die Abiturientinnen bilden eine Gruppe.
Die Mädchen im Internat kommen aus ganz Palästina und leben aus verschiedenen Gründen im Internat. Manche Eltern schicken ihre Kinder in das Internat, weil sie in ländlichen Regionen wohnen, wo ihre Töchter keine gute Ausbildung erhalten. Andere haben häusliche Schwierigkeiten wie dürftiger Wohnraum, Armut und soziale familiäre Konflikte. Das Internat bietet ihnen eine Art Schutzraum, wo sie unbelasteter aufwachsen können. Die Mädchen sehen ihre Schule so als zweites Zuhause und fühlen sich dieser besonders zugehörig.
In ihrer Freizeit können die Mädchen an Arbeitsgemeinschaften in der Schule und dem Internat teilnehmen. Diese sind zum Beispiel Volkstanz, Kunst und traditionelle palästinensische Handwerke. Das Internat hat zudem eine kleine Bibliothek, die auch als Fernsehraum dient.
Der Tag im Internat wird mit einer kleinen Andacht beschlossen, die Mädchen und Gruppenmütter beten und lesen gemeinsam in der Bibel.
Ein Schwerpunkt von Talitha ist die Umwelterziehung. Auf unserem Schulgelände finden daher eine Vielzahl von umweltbezogenen Aktivitäten statt:
Solaranlage
Die Städtepartnerschaft Köln - Bethlehem finanzierte im Rahmen der Agenda 21 eine Solaranlage für das Gästehaus. Die Solarzellen auf dem Dach heizen das Wasser für den Gästebereich umweltfreundlich auf, der Einsatz von Strom oder Öl ist somit überflüssig.
Im Rahmen der Städtepartnerschaft wurde eine fächerübergreifende Unterrichtseinheit konzipiert. Diese Einheit mit dem Thema "Agenda 21 - Praktischer Klimaschutz: Energiesparen und Regenerative Energieträger" wurde erstmals im Schuljahr 1999/2000 mit Erfolg eingesetzt.
Ausstellung "Umwelt"
Ein Flur der Schule beherbergt die Umweltausstellung. Schautafeln und einfache Experimente klären über Umweltverschmutzung in Luft, Wasser und Erde auf. Weitere Themen sind Zugvögel und Flora und Fauna Palästinas. Diese gut konzipierte Ausstellung zog schon Schüler aus ganz Palästina an.
Naturkundliches Museum
Ein Schauraum in der Schule zeigt über 2500 Objekte wie Fossilien, Pflanzen, Vögel und Reptilien. Ermöglicht wurde diese eindrucksvolle und in Palästina bisher wohl einmalige Sammlung durch das Zusammenbringen von Sammlungen verschiedener Einrichtungen: Neben dem Beitrag von Talitha Kumi seien die Bestände der Gustav-Dahlmann-Sammlung aus der Martin-Luther-Schule Jerusalem zu nennen, sowie die Privatsammlungen von Dr. Sana Atallah und Dr. Mazen Qumsieh.
Botanischer Garten
Auf dem Freigelände befindet sich ein "Waldlehrpfad" mit einheimischen Pflanzen, Sträuchern, Hecken und Bäumen. In diesem „Natur-Klassenraum“ findet Naturkundeunterricht zum Anfassen statt. Die Konzeption dieses Botanischen Gartens stammt von „Wildlife Palestine“, einer neugegründeten Organisation, die sich bereits einen Namen im Bereich des Naturschutzes geschaffen hat.
Beringungsstation
Ein weiterer Beitrag von „Wildlife Palestine“ ist ein Teich für Zugvögel.Der Hügel von Talitha Kumi ist eine Station der Zugvögel auf ihrem Weg von Europa nach Afrika. Dies ist der Grund für die Einrichtung der ersten palästinensischen Station zur Beringung von Vögeln. Trainiert wurden die palästinensischen Biologen von israelischen Kollegen der „Society for the Protection of Nature in Israel“ (SPNI). Zwischenzeitlich waren vielfach internationale Gäste aus Polen, Deutschland, Jordanien und Ägypten zu Forschungsaufenthalten hier.
Biologische Kläranlage
Die biologische Kläranlage wurde als Pilotprojekt für Palästina von der „Palestinian Hydrology Group“ eingerichtet. Die Abwässer werden in vier Stufen gereinigt, das gereinigte Wasser wird zur Speisung des Vogelteiches und zur Bewässerung des Schulgartens verwendet.
Beobachtung von Zugvögeln
Zugvögel kennen keine Grenzen (Migrating Birds know no Boundaries) – dieses Projekt der SPNI läßt teilhaben an der Beobachtung von Zugvögeln und Wandervögeln. Einzelnen Vögeln wird ein Peilsender umgehängt, dieser meldet seinen Standort, welcher in das Internet eingegeben wird.
Diese Beobachtungen über das Internet brachte Schüler der Talitha Kumi in Kontakt mit Jugendlichen aus aller Welt, wie Polen, Deutschland, den Balkanländern, der Türkei, Ägypten und Nordafrika.
Ergänzt wurde die Arbeit im Internet mit Beobachtungen in der Umgebung der Talitha Kumi. Hierbei entstanden Kontakte zu Schülern aus Israel. Konsequenz aus diesen Kontakten waren gemeinsame Exkursionen wie zB in das Hula-Naturreservat im Norden Israels.
Die Pfadfindergruppe von Talitha gründete sich 1995 und umfaßt etwa 120 Pfadfinder.
Jeden Sommer veranstalten die Pfadfinder auf dem Gelände der Talitha Kumi ein Sommerlager. Dieses ermöglicht den Kindern, gemeinsam für zwei Wochen in Zelten zu leben, zu lernen und zu spielen. In Workshops lernen sie das, was man als Pfadfinder so können sollte – wie Erste Hilfe oder das Knotenknüpfen.
Das weiträumige Gelände bietet ideale Bedingungen für vielfältige Sportarten, was von den Pfadfindern gerne und begeistert aufgenommen wird. Vor allem wenn man bedenkt, dass es in Palästina nur wenige Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung gibt.
Musik spielt bei den palästinensischen Pfadfindern eine große Rolle, die Kapelle von Talitha besteht aus zwei großen Trommeln, zwanzig kleinen Trommeln, Kastagnetten, sechs Dudelsäcken und zwei Trompeten. Diese übt zwei Mal die Woche, und spielt bei besonderen Anlässen, wie zum Beispiel beim Besuch von Bundesaußenminister Kinkel im Jahre 1997.
Vor einigen Jahren ludt der VCP (Verein christlicher Pfadfinder) die Talitha Pfadfinder zum Bundeslager des VCP nach Deutschland ein. Die Talitha schickte zwölf Pfadfinder zum Treffen, an dem Pfadfinder aus 24 Nationen teilnahmen. Auf der Abschlußfeier präsentierte die Gruppe aus Talitha Dabka, einen palästinensischen Volkstanz.